#eigensinnigschreiben

So heißt die Blogparade meiner Mittextine Maria Al-Mana, und ja, daran muss ich mich trotz der vorgestern abgelaufenen Einreichungsfrist noch schnell beteiligen, denn es ist genau, was ich tue. Marias Definition von Eigensinn und wie er zu Wertschätzung und Respekt für sich selbst und Andere führt, finde ich sehr schön und treffend. Ich schreibe in diesem Sinne eigensinnig, indem ich immer das schreibe, was sich für mich selbst sinnvoll und richtig anfühlt, aber eben auch mit dem gewissen Sendungsbewusstsein und dem Wunsch, dass meine Botschaft gehört und verstanden wird.

Ganz abgesehen davon schreibe ich in meinem Blog, wo ich nur meinen eigenen Kriterien verpflichtet bin, aber auch stilistisch reichlich eigensinnig. Zu allererst fällt mir da mein höchst eigensinniger Umgang mit dem Umfang von Beiträgen ein. Mal sind sie episch lang, mal sehr kurz – ok, zu oft Ersteres, die kurzen Beiträge sind überwiegend abc.etüden, die definitionsgemäß nicht länger als 300 Wörter sein dürfen. Jeder Mensch mit Ahnung von menschlichen Aufmerksamkeitsspannen und Lesevorlieben inklusive mir selbst schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: Die langen Pamphlete liest niemand, das ist uninteressant, geht viel stringenter und wirkt vollkommen unprofessionell – nicht, was mensch auf einer teils beruflich gemeinten Webseite bringen sollte.

Außerdem schreibe ich eigensinnig ungeniert über teils sehr intime und private Dinge. Auch das gehört sich auf einer Akquisehomepage ganz und gar nicht, hier vermischt sich Privates und Berufliches viel zu sehr. Alle Unseriösitäts-Alarmglocken ignorierend schreibe ich trotzdem weiter, was mir in meinen eigenen Sinn kommt, und das ist eben eine bunte Mischung von Textgattungen, Themen, Projekten etc. Außerdem akquiriere ich ja eh nicht mehr, weil ich in meiner halben Festanstellung und von den paar Bestandskund*innen mit mehr als genug Arbeit versorgt werde. Sorgen brauche ich mir also nicht zu machen, dass mir Nachteile entstehen könnten, weil jemandem mein Geschreibsel missfält.

Trotzdem denke ich in letzter Zeit oft darüber nach, meiner Seite eine gründliche Überarbeitung angedeihen zu lassen, um vielleicht doch etwas seriöser rüberzukommen. Bisher fühlte sich mein eigensinniges Konglomerat aber zu bequem und vertraut an. Es ist wie mit einem urgemütlichen aber renovierungsbedürftigen Zimmer oder einem Bett, das dringend mal neu bezogen werden müsste, dafür aber gerade viel zu kuschelig ist und dessen vertrauten Duft kein Waschmittel auslöschen und übertünchen soll. Ich habe mich hier eingerichtet und fühle mich wohl. Das mag für manche Leute komisch aussehen, aber ich finds gut – diesen Eigensinn gönne ich mir gern, zumal ich mir momentan dringend Dinge gönnen muss, die mir gut tun und Sicherheit geben, da ich viel zu tief im Überforderungs- und Stress-Loch stecke und meine Akkus aufladen muss, wie und wo ich nur kann.

Angstfrei und Grenzenlos schreiben zu können, ist eine wunderbare Freiheit. Schreiben ist therapeutisch, kathartisch, beruhigend und bringt Ordnung in wirre Gedanken. Schreiben kann beflügelnd und berauschend sein oder sich mit anderen beflügelnden oder berauschenden Dingen zu einer wunderbaren Symbiose verbinden. Dieser kreative Prozess funktioniert nur, wenn er sich ungehemmt entfalten und fließen kann. Sich dabei selbst Grenzen zu setzen, zerstört jeden Schaffensprozess und blockiert das Entstehen von Schönheit und Klarheit.

Natürlich entsteht durch eigensinniges Schreiben nicht immer nur Schönheit und Klarheit – manchmal ist es auch wirres Zeug oder ausuferndes Geschwafel. Aber das ist ok für mich, ich denke zwar an meine Leser*innen, aber bin mir an dieser Stelle doch immernoch selbst die Nächste. Ich schreibe für mich selbst und erst in zweiter Linie für die Öffentlichkeit. Klingt komisch, ist aber so, außer natürlich bei Pressemitteilungen und Dergleichen. Ob so viel Eigensinn unseriös wirkt, wie ich in zweiflerischen Momenten denke, weiß ich nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Aber das strukturelle Makeover und die inhaltliche Einhegung für diese Webseite kommen wohl erst, wenn ich entweder mal zu viel Zeit und Langeweile habe oder tatsächlich wieder auf Akquise angewiesen bin – Beides momentan nicht in Aussicht.

11 Gedanken zu “#eigensinnigschreiben

  1. puzzleblume sagt:

    Mir sagt dein Eigensinn als Ausdrucksform von Persönlichkeit und auch in den Dingen selbst immer etwas – das geschieht auf manchen Blogs viel seltener, manchmal gar nicht, obwohl diejenigen auch von sich Persönliches schreiben. Das Wie scheint einen spürbaren Unterschied zu machen.

    Gefällt 2 Personen

    1. kommunikatz sagt:

      Das freut mich! Mit manchen Menschen ist mensch einfach auf einer Wellenlänge, mit anderen nicht. Aber es ist immer schön, eine solche Stimmigkeit zu bemerken und die entstehende Verbindung wertzuschätzen – was ich im Übrigen umgekehrt auch tue.

      Gefällt 2 Personen

    1. kommunikatz sagt:

      Liebe Maria,
      vielen dank, genau so wertschätzend war es gemeint. Die Beiträge der Anderen, Deine Zusammenfassung und Dein Blog als Ganzes sind großartig und eröffnen so viele weitere spannende Perspektiven auf den Eigensinn. Da habe ich noch viel zu lesen. Vielen Dank für diese tolle Inspiration!
      Lea

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