Verwirrung in Serie – eine abc.etüde (3 Begriffe in maximal 300 Wörtern)

Ein Knall erschütterte das Gebäude. Dana ließ die Grußkarte fallen. Sekunden später schrillte ein Sirenenton aus dem Lautsprecher über der Tür. Geistesgegenwärtig schnappte sie die Karte und ihre Jacke und rannte an orange blinkenden Alarmlichtern vorbei nach draußen.

Mit einem Blick scannte Dana die Handvoll Menschen auf dem überdimensionierten Parkplatz. Ihr Chef war offenbar im Homeoffice, aber die Kollegin aus dem Betriebsrat war da.

Dana schlenderte zur Betriebsrätin und fragte „Was ist passiert?“ Die Kollegin zuckte mit den Schultern. „Ein Probealarm ist es wohl nicht. Hast du den Knall gehört?“ „Ja klar, alles hat gewackelt.“ Ein anderer Kollege kam dazu. Sein Kittel wirkte ramponiert und sein Gesicht zierte der deutlich sichtbare Abdruck einer Schutzbrille. „Hey Harald, warst du das?“ Dana war dankbar, dass die Kollegin ihn mit Namen anredete, denn sie konnte sich die meisten Leute hier noch immer nicht merken. „Ja, mir ist was um die Ohren geflogen. Ich weiß nicht, ob es nur eine Verpuffung war oder ob etwas in Brand geraten ist. Deshalb habe ich ganz schnell auf den Alarmknopf gehauen und mich verdünnisiert.

„Scheiße, dafür siehst du noch gut aus!“ „Glück im Unglück. Ich war abgelenkt und habe einen Stoff zu lange erhitzt, totaler Anfängerfehler. Und dann machts halt Puff, dafür gibts Glasscheiben und Schutzbrillen.“ „Und jetzt kommt die Feuerwehr, nur um zu gucken, ob es brennt?“ „Ja, so läuft das hier. Entweder Probealarm oder Kontrollbesuch. Aber wenn es wirklich brennen würde, würden wir das längst riechen oder sehen.“ „Hoffen wir es. Aber was hat dich so abgelenkt?“

„Der Chef hat mir eine total komische Neujahrskarte geschrieben.“ „Echt, was schreibt er denn?“ Dana war plötzlich sehr aufmerksam. „Erst so normales Zeug und am Ende dann ein ziemlich peinliches PS. Willst du das wirklich wissen?“ „Ja, bitte, ich hab nämlich auch gestaunt, als ich meine Karte las.“

Schon geht es in die zweite Etüden-Runde des neuen Jahres, zu der Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ einlädt. Die Wörter für die Textwochen 03/04 des Schreibjahres 2021 stiftete Ulrike mit ihrem Blog „Blaupause7„. Sie lauten „Lautsprecher“, „orange“ und „erschüttern“.

Nach diesem Cliffhanger wird es natürlich eine Fortsetzung geben, auch wenn ich selber noch keine Ahnung habe, wohin die führen wird. Hier geht es jedenfalls zur Vorgeschichte Teil 1 und Teil 2.

15 Gedanken zu “Verwirrung in Serie – eine abc.etüde (3 Begriffe in maximal 300 Wörtern)

    1. kommunikatz sagt:

      Hehe 🙂 ich auch. Dank großartiger Vorbilder wie Alice mit ihrer tausendteiligen Katamaran-Story, die ja auch während des Schreibens erst entstand, traue ich mich inzwischen, einfach ins Blaue zu fabulieren 🙂 Passt ja auch zum Blognamen der Wortspenderin Blaupause7.

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    1. kommunikatz sagt:

      Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht und fand es schade, dass ich mich bisher nicht eingeklinkt habe. Aber einerseits habe ich mit den abc.etüden, den Zimmerreisen, meinem eigenen Kram und dem jetzt wieder anlaufenden Schreibworkshop schon zeitweise echt Stress, weil es ganz schön viele Schreibprojekte geworden sind, und zweitens sind Bildbeschreibungen ja immer schon interpretationsbehaftet und nicht mehr so ganz unmittelbar – wobei ich Dir natürlich nicht unterstellen will, dass Du die Bilder durch Deine Beschreibungen zu stark einfärbst, aber es besteht halt immer die Gefahr und alles, was irgendwie auf Visuellem basiert und mir nur vermittelt zugänglich ist, fühlt sich für mich nicht authentisch an. Es tut mir leid, dass ich Deine Schreibimpulse daher für mich quasi aussortiert habe – schade ist es und geht natürlich in keinster Weise gegen Dich. Aber die beiden genannten Gründe reichten dafür aus.

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  1. Christiane sagt:

    ACH WAS?!?! Ja, da wäre ich auch irritiert, sowohl anstelle ihres Kollegen als auch, wenn herauskommt, dass der Chef diese Dinger in Serie verschickt hat … sofern das Gleiche drunterstand … 😉
    Sehr überraschende Wendung!
    Morgenkaffeegrüße 😀

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      1. kommunikatz sagt:

        Auch ein interessanter Ansatz, stimmt. Ich hing jetzt mehr in der Überlegung fest, welches psychologische Experiment der Chef da wohl mit seinen Mitarbeitenden veranstalten will.

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      2. puzzleblume sagt:

        Hm, und ich dachte, es könnte eine bisher noch nicht genannte Frau sein, die als psychologische Kriegsführung ihre ärgelichen Kolleginnen benutzt, um ihren Chef für irgendeinen früheren Fehltritt büssen zu lassen.

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  2. kommunikatz sagt:

    Das könnte natürlich auch sein. Wobei die Betreffende dann entweder die ganzen Grußkarten inkl. Unterschrift gefälscht oder aber die PS-Zeilen nachträglich ergänzt haben müsste, wobei die Handschrift sie vermutlich verraten würde. Aber wer weiß?

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