da sitze ich nun dick eingemummelt mit heißem Tee an meinem Schreibtisch im kalten weil noch immer heizkörperlosen Wintergarten und friere. Seit gestern Abend habe ich einseitige, leichte Halsschmerzen. Über Nacht sind sie nicht schlimmer geworden und sie sind nach wie vor sehr punktuell, anscheinend nur eine Aphthe. Aber kalt ist es. Gestern Abend hatte ich regelrechten Schüttelfrost, alerdings kein Fieber. Vermutlich ist es einfach wirklich zu kalt. Die ersten Nachtfröste haben begonnen. Draußen hat es gerade angeblich 14°C. Mir kommt es kälter vor aber das Fenster muss gekippt bleiben, damit zumindest ein bisschen Luft durchs Haus strömt, da meine ebenfalls leicht angeschlagene Mitbewohnerin gerade mit einem Freund Möbel aufbaut. Jetzt schützen wir eher ihn vor uns als uns vor der Außenwelt.
Ich fühle mich, wie sonst nur unter den einmal wöchentlich auftretenden Nebenwirkungen meines MS-Medikaments. Diese werden im Beipackzettel als grippeartige Symptome beschrieben. Sehr ausgeprägt habe ich den leichten Kopf- bzw. Nackenschmerz, die Berührungsempfindlichkeit und allgemeine Abgeschlagenheit nie, aber jetzt habe ich sie ohne das Medikament. Die Berührungsempfindlichkeit ist durch den letzten Schub sowieso ein Stück weit immer da, jetzt ist sie eben verstärkt. Es ist schwer einzuschätzen, was da abgeht. Als ausgewiesenes Paranoiatierchen beobachte ich mich jetzt aber extremst genau.
Ich vermute einen Anflug eines grippalen Infekts, den mein Immunsystem offenbar recht gut handlen kann. Wäre er heftiger, wäre ich nach dem gestrigen Abend heute Morgen völlig gerädert aufgewacht. Abends habe ich testhalber sogar eine ganz kleine Pfeife geraucht. Meine Lunge verhielt sich völlig normal, was ein sehr gutes Zeichen ist. Von meiner leichten Lungenentzündung Anfang des Jahres weiß ich, dass mensch das dann unmissverständlich merkt und Rauchen definitiv keine Freude macht. Während normaler Erkältungen zu rauchen, hilft oft sogar ein bisschen, weil das Inhalieren des warmen Rauchs die Atemwege weitet und THC entkrampfend wirkt. Da ich keinen Tabak rauche, vermeide ich die meisten negativen Effekte, auch wenn es sicherlich trotzdem nicht ideal ist.
Zum Glück spricht Vieles gegen Covid-19. Mein Geruchs- und Geschmackssinn sind uneingeschränkt da, ich habe keine echten Gliederschmerzen oder Atemnot. 100%ig sind meine Atemwege nicht, weshalb ich prophylaktisch mal einen Schleimlöser mit ätherischen Ölen nehme, außerdem Propolis. Später werde ich ein Dampfbad machen, also so mit Schüssel, heißem Wasser und Handtuch überm Kopf. Wenn es bis Montag nicht besser oder sogar schlimmer wird, lasse ich mich testen. Es gibt ja auch Covid-19-Infektionen, bei denen die Symptome leicht bleiben oder erst nach ein paar Tagen plötzlich in einen schwereren Verlauf kippen. Auf Nummer sicher gehen ist immer besser, also sollte ich mich wohl so oder so testen lassen.
Kontakte meide ich seit Monaten und wenn sie sich nicht vermeiden lassen, trage ich immer Maske und halte Abstand. Deshalb ist es mir ohnehin ein rätsel, wer mich wo und wie mit egal was angesteckt haben soll. Aber klassische erkältungen sind ja häufig Schmierinfektionen und weil ich in letzter Zeit so oft las, dass die in Bezug auf SARS-CoV-2 eine untergeordnete Rolle spielen, bin ich mit dem HÄndewaschen vielleicht einen kleinen Tick zu nachlässig geworden. Kaum vorstellbar bei dem mir schon von so mancher Person attestierten Waschzwang, aber irgendwoher muss es ja kommen. Davon abgesehen: Dass ich selbst mich konsequent vermumme, ist schön, aber nur die halbe Miete, wenn meine Gegenüber doch immer wieder ihre Masken unters Kin ziehen, was ich nicht kontrollieren kann, weil ich es nichtsehe. Ehrlich gesagt finde ich diese Leute ein bisschen rücksichtslos.
Ansonsten läuft es gut. Ich merke, wie sehr mir die letzten fünf Jahre mit all ihren toxischen Aspekten in den Knochen sitzen, aber mehr und mehr davon wird mir klar und kann sich dadurch mittelfristig auflösen. Vielleicht hätte ich für mich selbst noch länger das Alleinsein gebraucht, aber am Zusammenleben mit meiner Mitbewohnerin lerne und wachse ich aus den vergangenen Traumata heraus. „Trauma“ ist ein großes Wort, das mensch nicht leichtfertig verwenden sollte, aber einige Ängste und Unsicherheiten haben sich so nachhaltig einkonditioniert, das ich das Ergebnis kaum anders nennen kann.
Die Devise heißt weitermachen und don’t panic, also eigentlich wie immer. Das Einzige, was ich normalerweise nicht tue, ist regelmäßig Fiebermessen und Mentholgeschmack aufstoßen.
PS: Inzwischen ist der Freund weg, das Fenster zu und der Wintergarten warm 🙂 Das hilft schonmal sehr 🙂
Gute Besserung 🍀
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Danke! Das wird schon wieder, aber irgendwie ist unterschwellig momentan ja jedes Niesen und jeder ungewöhnlich steife Nacken angstbesetzt…
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Hm, klare Signale sehen anders aus. Die Halsschmerzen sind noch da, inzwischen auch nicht mehr nur auf einer Seite, aber von der Intensität her eher besser werdend. Mein Nacken ist immernoch schmerzhaft steif, was ich sonst so gar nicht von mir kenne. Im Vergleich zu gestern ist aber auch das langsam auf dem absteigenden Ast, wie es scheint. Die Berührungsempfindlichkeit und das Frieren sind deutlich weniger geworden, dafür hatte ich heute Morgen, als ich mich nach dem Duschen wieder warm eingepackt habe, einen krassen Schweißausbruch und fühle mich immernoch ziemlich platt. Mein Lymphknoten links unterm Kinn ist dick, das Immunsystem arbeitet also auf Hochtouren an irgendwas in den oberen Atemwegen – gut so. Aber vom Verlauf her ist es überhaupt nicht wie die Erkältungen, die ich sonst von mir kenne. Da hätte ich längst eine dicke Schniefnase und es würde langsam auf die Bronchien absacken. Ich bin irritiert und muss wohl mal recherchieren, ob irgendwas davon doch ein Anzeichen von Covid-19 sein könnte. Dabei mache ich mir um mich selbst gar nicht so viele sorgen, weil es sich momentan nicht dramatisch anfühlt und ich alle Maßnahmen dagegen ergriffen habe, die mir zur Verfügung stehen. Aber meine Mitbewohnerin gehört aufgrund von Vorerkrankungen viel unmittelbarer zur vulnerablen Gruppe als ich selbst. Ich habe wirklich Angst, sie anzustecken. Morgen rufe ich meine Hausärztin an und kann dann hoffentlich schnell einen Test machen…
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Laut https://www.gesundheit.de/krankheiten/infektionskrankheiten/atemwegsinfektionen/coronavirus/typische-symptome/ ist die Abgeschlagenheit eines der typischsten Symptome. Auch sehr typisch wäre aber der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, der bei mir nicht vorliegt. Zu Nackenschmerzen und -steifigkeit steht da nichts, nur Muskel- und Gelenkschmerzen sind wohl klassisch. Die habe ich aber nicht. Schüttelfrost wird als untypisch beschrieben, genau wie Hals- und Kopfschmerzen wol eher seltenere Covid-19-Symptome sind. Ich werde vor einem Test wohl nicht mehr schlau aus der Sache.
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Ach menno… Wenn ich in Bewegung bin, sind meine Nackenschmerzen weniger schlimm, aber heute hatte ich den ganzen Tag ein total spannendes Onlineseminar und konnte mich nicht viel bewegen. Außerdem habe ich seit heute Nachmittag Durchfall – auch so ein potentielles Coronasymptom, das aber andererseits auch durch den Schleimlöser verursacht sein kann. Ich fühle mich kurzatmig, wenn ich viel rede, aber meine Atemfrequenz kommt mir normal vor. Irgendwas ist nicht ok mit meiner Lunge, aber ich weiß nicht, ob das etwas heißen muss oder ob ich einfach nur paranoid bin. Angeblich werden laut einer neuen Verordnung wegen der ausufernden Testerei jetzt nur noch Menschen mit den klassischen Symptomen Husten/Kurzatmigkeit, Geruchs- und Geschmacksverlust oder Fieber getestet. Hab ich alles nicht, bis auf die vermutlich eingebildete Kurzatmigkeit. Vulnerabel bin ich auch nur durch die Hintertür wegen meiner Autoimmunerkrankung. Ein schwerer Covid-19-Verlauf wäre nicht wahrscheinlich, aber einen MS-Schub könnte ein so getriggertes Immunsystem natürlich auslösen. Hachja, morgen früh rufe ich meine Ärztin an…
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So, heute Früh habe ich in der Praxis meiner Hausärztin angerufen, die mir seit fast schon Jahrzehnten bekannte Sprechstundenhilfe bestellte mich nach kurzer Schilderung meiner Symptome auch sofort ein. Ab 11 Uhr würden sie Abstriche nehmen, dann solle ich da sein. Praktischerweise erreicht mensch die einzelnen Praxen in diesem Ärztehaus über Laubengänge, so dass es ohne Probleme möglich ist, vor der Tür im quasi Freien zu warten, bis jede einzelne Person für den Abstrich reingerufen wird. Und die Ärztin nahm den Abstrich viel sanfter und vorsichtiger als die hektischen Leute im Klinikum. War gar nicht schlimm. Morgen oder übermorgen erfahre ich das Ergebnis. Sie meinte, positive Tests würden meist nach 24 Stunden rückgemeldet, aber es gibt ja gerade ein sehr hohes Aufkommen, so dass ich mich darauf nicht verlassen will. Ich quarantänisiere mich jetzt einfach erstmal, bis ich mehr weiß.
Die Symptome sind aber weiter auf dem Rückzug, was mich erstmal schon sehr freut, denn gestern und vorgestern habe ich mich wirklich beschissen gefühlt.
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Wäre ich eine Insel, fände ich es ja sogar ganz cool, wenn ich jetzt mit einem vergleichsweise leichten Covid-19-Verlauf fürs Erste davonkäme. Dann würde mein Immunsystem das Virus kennen und selbst bei einer zweiten Ansteckung, wenn die Immunität wieder nachließe, wäre ein erneut leichter Verlauf wahrscheinlicher. Aber ich bin keine Insel. Meine Eltern, die ich oft sehe, sind beide über 70, meine Mitbewohnerin ist vorerkrankt und hochvulnerabel. Ich will niemanden gefährden.
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Ich warte auf den Anruf meiner Ärztin. Bisher kann ich nur vermelden, dass meine Symptome sämtlichst so gut wie weg sind. Keine Hals-, Kopf- oder Nackenschmerzen mehr, obwohl ich heute sogar die Nebenwirkungen meines Medikaments oben drauf haben müsste – vielleicht neutralisiert sich das gegenseitig 🙂 Auch die Abgeschlagenheit ist deutlich weniger geworden. Jetzt brauche ich nur noch die Freigabe durch ein negatives Testergebnis und kann mich wieder in den Lockdown-reduzierten Alltag stürzen.
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Gestern bekam ich keinen anruf mehr. Da die Ärztin gesagt hatte, bei einem positiven Testergebnis käme die Nachricht mit großer Wahrscheinlichkeit im Rahmen von 24 Stunden, ging ich schon davon aus, dass das ein gutes Zeichen ist. Gerade habe ich nun in der heillos überlasteten Praxis jemanden erreicht – inkl. schlechtem Gewissen, weil ich durch meinen anruf die Überlastung natürlich auch nicht entzerrt habe – und mir wurde das negative Testergebnis bestätigt 🙂 Ich darf also gleich zur Physiotherapie gehen und meine Mitbewohnerin darf zur Arbeit. Irgendwie ging ich schon seit gestern ziemlich sicher davon aus, dass ich kein Covid-19 haben kann, aber sicher weiß ich es natürlich erst jetzt.
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Es ist so schön, dass Arzu wieder meine Nase ablecken kann, ohne dass ich in Panik verfalle, sie mit Covid-19 anzustecken 🙂 Wobei ich letzthin las, dass auch klassische Erkältungen für Hunde ansteckend, gefährlich und dringend zu vermeiden sind, weil sie zu chronischen Atemwegsproblemen führen. Aber da ich keine Symptome mehr habe, stecke ich sie hoffentlich auch mit nichts an 🙂
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