Der Wasservermesser – eine abc.etüde (3 Begriffe in maximal 300 Wörtern)

Was bisher geschah, lest Ihr hier und hier.

„Du hättest Landvermesser werden sollen, oder Vermessungstechniker, oder wie das heißt“, schnaubte Lynn. „Was? Wieso? Wir sind auf dem Wasser.“ entgegnete Mark verwirrt. „Bei so viel Vermessenheit…“ Lynn zuckte mit den Schultern. „Versteh ich nicht“, murmelte Mark in seinen Vierzehntagebart. „Dann lass es halt.“ Lynn verdrehte die Augen. Er war schon immer zu begriffsstutzig für ihren Humor gewesen. Wenn sie ihm eins reinwürgen wollte, musste sie sich wohl seinem schlichten Gemüt anpassen. Aber selbst dann war die Kommunikation mit ihm oft eine undankbare Aufgabe.

„Weißt du, du hältst dich für den Größten, du kannst alles und weißt alles und alle Anderen sind zu doof – so benimmst du dich jedenfalls“, versuchte sie es mit einer Erklärung. „Das ist echt anstrengend und oft auch ziemlich verletzend.“

„Hey, Ich bin total nett!“ Er gab sich nichteinmal die Mühe, sie ernstzunehmen. Sie würde ihn beim nächsten Landgang aussetzen. Er würde, wie fast immer, weder sein Handy noch sonst irgendwas Nützliches dabei haben, nur vielleicht sein cooles Survival-Taschenmesser und etwas zum Kiffen.

Bis er sich aus dieser misslichen Lage befreite, würde einige Zeit vergehen. Schließlich waren sie mitten im wenig von Bootstourist*innen bevölkerten Naturpark. Es war zwar sein Boot und er führte sich auf, als könnte nur er, der große Kapitän, es steuern, aber Lynn wusste, dass sie es genauso gut konte. Sie wäre jedenfalls längst über alle Berge, wenn er jemals wieder im Hafen ankäme.

 

Hier geht es zu Christianes aktueller Schreibeinladung auf „Irgendwas ist immer“.
Die Wörter für die Textwochen 41/42 des Schreibjahres 2020 stiftete Werner mit seinem Blog „Mit Worten Gedanken horten„. Sie lauten „Landvermesser“, „undankbar“ und „aussetzen“.

 

12 Gedanken zu “Der Wasservermesser – eine abc.etüde (3 Begriffe in maximal 300 Wörtern)

  1. Christiane sagt:

    Kurz und schmerzlos. Und ich kann mir das wirklich gut vorstellen, dass einer mal der Kragen platzt. Ich hatte auch schon mal Ambitionen, einen Beifahrer auszusetzen 😉
    Liebe Grüße
    Christiane, heute mit eingeschränktem Internet 😕

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  2. puzzleblume sagt:

    Da fällt mir direkt noch das aus der Mode gekommende Wortvom „beckmessern“ ein, diese rechthaberische, von sich selbst überzeugte Gehabe, das nach der Figur in den „Meistersingern“ benannt wurde. Die Lust, so einen auszusetzen, kann ich gut verstehen.

    Gefällt 2 Personen

    1. kommunikatz sagt:

      Hm, das ist komisch. Aber ich habe das Problem in andererleuts Blogs in letzter Zeit auch öfter. Vielleicht geht es jetzt, nachdem ich Deinen Kommentar freigeschaltet habe. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Du liken wolltest 🙂

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